05.06.2023
Gegen 8 wache ich auf, der Straßenlärm ist manchmal einfach nicht zu ignorieren und auch wenn die Sonne nicht direkt ins Fenster fällt, ist es hell im Zimmer. Da wir sowieso bis 9 am Auto sein wollen, stehen wir bald auf und machen uns fertig. Duschen, zusammenpacken und dann los. Die Wohnung war auf jeden Fall ein Retter in der Not.
Am Auto angekommen, stellt sich die Frage des nächsten Ladepunktes. Ein schneller Blick in die App zeigt einen in 600 Meter die Straße runter. 2 Minuten später schließen wir das Auto an und es stellt sich die Frage nach dem Frühstück. In der Nähe soll es ein gut bewertetes Café geben, das wird unser nächstes Ziel. Einmal um die Ecke und ein paar Schritte und wir sind da. Der erste Schritt rein ist etwas enttäuschend. Nur ein paar Croissants, aber sonst nur Kaffee. Die nehmen das mit dem Café wohl sehr ernst. Nah gut, in der Umgebung sind noch weitere Läden. Auf dem Weg dahin können wir die Wohngegend und die Häuser angucken. Irgendwie wirkt es für mich wie eine baumlose und etwas ranzige Mischung aus Hamburg und Flensburg. Eigentlich sind die meisten Häuser ganz hübsch, aber direkt am Gehweg erdrücken sie einen fast und die Fassaden könnten alle mal wieder geputzt und gemalt werden.
Tja... Cafés sind in Wien wohl wirklich nur zum trinken da. Das nächste lockt zwar mit einem Sandwich, aber die alte Dame am Eingang (Dauergast oder Besitzerin, wir sind uns nicht ganz sicher) meint das gäbe es nicht und empfiehlt uns zum Spar 20 Meter weiter zu gehen und uns dann ins Café zu setzen. Das stört hier wohl niemanden. Wir sind etwas skeptisch und suchen jetzt erst einmal nach einer Bäckerei. Nicht weit entfernt soll eine sein und wir machen uns auf. Backwaren haben sie, aber eigentlich ist das ein kleiner türkischer Supermarkt und Baklava nimmt etwa 50% der Auslage ein. Als Frühstück auf leeren Magen ist uns das zu schwer und deshalb gibt es etwas das aussieht wie eine Zimtschnecke und etwas das ich vergessen habe. Hatte ich schon die engen Bürgersteige ohne grün erwähnt? Wir gehen zum nächsten sichtbaren Grünstreifen und stellen fest, dass wir wieder vor unserer Wohnung gelandet sind. Immerhin will hier nicht ständig jemand durch und wir essen erst einmal. Die Zimtschnecke ist eher eine Mandelschnecke und nicht so süß wie ich erwartet hätte. Grundsätzlich ganz ok, aber auch wenn Marcel meint da wäre auch Zimt dabei, bin ich anderer Meinung. Das zweite Backwerk ist ebenfalls nur dazu da um den Magen zu füllen. Ich glaube in Deutschland muss ich lange suchen, um so enttäuscht zu werden.
Na gut, wir sind gesättigt und Marcel hatte seinen Kaffee, jetzt wollen wir etwas von Wien sehen, immerhin sind wir heute Abend schon wieder weg. Die Straße runter gibt es den Naschmarkt, der wohl eine Art dauerhafter Wochenmarkt ist. Damit vollenden wir unseren Kreis und stehen wieder beim türkisen Ufo, das genau zwischen zwei Supermärkten an einem Wochenmarkt mit haufenweise Fressbuden steht. Irgendwie hat uns das Handy ganz schön in die Irre geführt...
Der Markt selbst ist ganz niedlich und erstreckt sich auf ca. einem Kilometer. Auf der einen Seite hat man viele kleine Läden und Stände, die aber fast alle das gleiche verkaufen. Südöstliche Süßwaren wie getrocknete Früchte, Gewürze, Käse, Fleisch, Gemüse, Obs und ein paar Imbissbuden mit Fladenbrot. Der sinnlose Tinneff wie Räucherstäbchen, Taschen und T-Shirts darf natürlich nicht fehlen.
Am anderen Ende angekommen, fassen wir unser nächstes Ziel ins Auge. Das hatten wir schon von weitem gesehen und sind sehr interessiert. Das "Haus des Meeres", ein über mehrere Stockwerke gehendes Aquarium. Der Fußweg dahin sind auch nur 10 Minuten und auf dem Weg stolpern wir über einen Craft Bier Geschäft, zu dem wir auf dem Rückweg wiederkommen wollen.

Günstig ist der Eintritt nicht, aber da wir etwas erleben wollen, zahlen wir und gehen rein. Schon die ersten Schritte lassen den Preis vergessen. wir starten in einer großen Röhre, die mitten durch eines der Aquarien gebaut ist und um uns rum sind hunderte Fische und auch einige Rochen, wie der der uns da gerade angrinst.

Im nächsten Stockwerk geht es weiter mit Reptilien und Insekten. Wir werden begrüßt von einem großen gelben Knäuel Schlange und erst auf den zweiten Blick fällt uns auf, dass es sich um zwei Schlangen handelt. Insgesamt sind in 3 Aquarien 4 sehr große Würgeschlangen, die geruhsam vor sich hindösen.
Unter den restlichen Schlangen und Insekten befinden sich einige sehr giftige Exemplare, unter anderem auch die giftigste Schlange der Welt, deren Biss theoretisch bis zu 200 Menschen töten könnte.
Wir folgen der etwas wirren Gangführung in die nächsten Areale, wo wir auch die Hände in ein Becken voller Knabberfische stecken dürfen, deren geknabbere witzig kitzelt. Es gibt so viel zu sehen, dass man jedem Terrarium nur einige Augenblicke schenken kann, aber es ist faszinierend aufgebaut. Durch den größten Teil des Gebäudes zieht sich ein Geflecht aus Glasröhren, in denen ein Ameisenstamm lebt und unter anderem als natürliches Futter für die größeren Räuber in den Terrarien gedacht sind.

Etwas weiter oben wird es dann auf einmal richtig warm und wir kommen zu unserer Überraschung in einen tropischen Teil, in dem man von einer Brüstung aus ein großes Krokodil beobachten kann. Es hat einen kleinen Freund bei sich, der es ganz neugierig anstarrt. In dem zweistöckigen Bereich sind neben dem Krokodil noch einige Schildkröten und verschiedene Vogelarten zu finden, die einfach über unsere Köpfe hinwegfliegen. Auch Fische sind im kleinen See des Krokodils.

Im nächsten Gang gibt es dann die Schildkröten fast hautnah. Leider darf man sie nicht streicheln, aber sie sind ziemlich neugierig und schwimmen am Rand ihres Beckens direkt neben einem vorbei und beobachten uns von ihren Steinen aus.

Im folgenden Gang geht es direkt zwei Stockwerke nach oben, aber alles ist mit Holzbrücken und -treppen gebaut und im ersten Moment denken wir nur an die hübsche Vegetation, aber dann hoppelt über uns ein kleines Äffchen vorbei und wir realisieren, dass hier bestimmt 10-20 kleine und größere Affen leben und um uns rumturnen. Die Kleinen sind wirklich zu putzig, während die größeren sich eher gelangweilt am Rande lausen.

Im nächsten Stockwerk treffen wir auf eine großartige Kombination aus Lemuren und Riesenschildkröten. Die Lemuren sind gerade an den Futterschalen (direkt an unserer Glaswand) und bedienen sich am Salat, als die Riesenschildkröten sich auf den Weg machen, um ebenfalls etwas zu essen. Offensichtlich sind die Lemuren vorsichtig, schnappen sich noch etwas und huschen dann davon, als die Schildkröten näher kommen. Außer einem, der setzt sich auf die nächste Schildkröte einfach drauf und schaut sich alles in Ruhe von ihrem Rücken aus an. Die andere mustert mich, während sie einige Salatblätter zerkaut.

Über die Treppe können wir das Gehege des Warans noch einmal von oben begutachten, bevor es zu einem neuen Abschnitt kommt. Hier machen wir auf einer der alten Flak-Geschützstellungen des Bunkers eine Pause an der frischen Luft. Danach gehts direkt weiter mit dem Vogelbereich, wo wir durch einen langen Gang an der Seite des Gebäudes gehen und die Südvögel (ich glaube alle aus der Familie der Papageien) um uns rumflattern. Einer lässt mich mit dem Handy auf 15 cm an sich ran und posiert schon fast.

Als krönenden Abschluss gibt es das 360° Haifischbecken, das sich über ca. 5x20 Meter in der Mitte eines Raumes erstreckt und in dem hunderte Fische zu finden sind. Darunter auch einige Haie, wie dieser dreieckige Gefährte. Er hat uns eine ganze Weile verfolgt, aber vermutlich nur zufällig.
Der Besuch war ein echtes Highlight, aber jetzt müssen wir uns beeilen, damit wir rechtzeitig zum Auto kommen und keine Blockiergebühr bezahlen müssen. Vorher geht es aber noch in den Craft Bier Shop. Marcel verliert sich natürlich in der Auswahl und ich muss ihn antreiben. Am Ende haben wir aber eine ganz interessante Palette und gehen schnell zum Auto, das überraschend nah ist. Wir gehen hier in Wien ständig in Kreisen.
Nach etwas überlegen schließen wir das Auto einfach an der Nachbarsteckdose an, da es eh noch nicht voll ist und wir etwas essen wollen, bevor es weiter nach Bratislava geht. Wir hatten vorhin schon entschieden, dass wir uns dafür einfach auf den Naschmarkt setzen. Wir haben die Qual der Wahl und lassen uns von den Google Bewertungen leiten. Nicht unbedingt günstig, aber das Essen ist sehr lecker und der Kellner fast schon zu nett. Danach ab ins Auto und die Kurzstrecke von 60 km nach Bratislava angetreten.
Hier angekommen stellt sich erst einmal das Problem mit dem Parkplatz. Unerfahren wie ich war, hatte ich die Unterkunft ohne den Haken "Kostenloser Parkplatz" bei Airbnb gebucht und in der Nähe war alles voll, weshalb wir ins Parkhaus müssen. Das kostet ca. 2€ pro Stunde, was für unsere vollen 3 Tage mehr wäre, als uns unsere Unterkunft kostet. Wir werden die nächsten Tage die Augen offen halten und hoffentlich umparken können.
Die Bude ist auf jeden Fall top! Ein geräumiges Duschbad, ein Schlafzimmer und eine sehr große Wohnküche. Unser Gastgeber hat vorausschauend Bettzeug bereitgelegt, damit einer von uns im Wohnzimmer schlafen kann, was wir auch dankend annehmen. Da es schon gegen 21 Uhr ist, gehen wir schnell etwas einkaufen und lassen den Abend dann entspannt ausklingen.