Prag Teil 2

- Posted in Road Trip by

03. Juni 2023 - Gegen 21 Uhr

Nachdem wir die Ladung gestartet haben, ist es Zeit uns selbst zu laden. Um die Ecke der Säule soll es ein gutes Restaurant geben und schon bald hören wir Gelächter und Musik (I'm a Scatman). Vor dem Laden angekommen sehen wir zwar noch viele Gäste im Außenbereich, hauptsächlich Studenten, aber leider eine dunkle Küche. Wir zücken das Smartphone und suchen nach der nächsten Gelegenheit. Ah sehr schön, nicht weit von hier ist ein weiteres Restaurant. Ein bisschen die Treppen rauf, durch einen kleinen Grünstreifen und drei Straßen weiter stehen wir vor einem gut besuchten Eckhaus. Die erste Frage nachdem wir drin sind "Gibt es noch Essen?". Leider nein... Mist. Also weiter, an der großen Straße könnte es noch was geben. Aber auch hier kein Glück. Der Automat neben dem Restaurant bietet die erste Gelegenheit ein paar tschechische Kronen zu bekommen und da es langsam nach Imbiss oder Kiosk aussieht, nutzen wir die Gelegenheit und akzeptieren die unnötig hohen Gebühren.

Straßenbahn

Immerhin fährt hier eine niedliche alte Straßenbahn und das im Minutentakt um diese Uhrzeit. Etwas laut ist sie aber schon und im Sommer bei offenem Fenster dürfte das ziemlich nervig sein. Ein kurzer Lichtblick, als wir eine Imbissbude offen sehen, doch ein kurzer Blick rein zeigt eine abgeräumte Theke. Der Supermarkt auf der anderen Seite der Straße hat leider auch bereits geschlossen. Es geht langsam auf 22:00 Uhr zu und die alten Milchbrötchen im Auto werden immer verlockender. Doch Google sagt, dass um die Ecke ein Italiener ist, der bis 23 Uhr auf hat. Bei einer Stunde Puffer sollten die doch noch was für uns haben.

Endlich Essen!

Und ja, sie haben! Ein kleines, aber gemütliches Restaurant, in dem gerade eine Geburtstagsfeier stattfindet und das noch sehr gut besucht ist. Sobald die Kellnerin einen Moment Zeit findet, bestellen wir unsere Pizzen und ein Bier. Mal gucken wie es hier schmeckt. Der erste Bissen ist ganz köstlich und wir hauen erst einmal rein. Insgesamt nichts besonderes, aber es schmeckt und macht satt. Das Bier ist gut und Marcel zückt sein Handy um es in seiner Bier-App zu bewerten. Also überlegen wir erst einmal, was man so alles zu dem Bier sagen kann und ich bin viel zu großzügig bei der Benotung, wie ich feststellen muss, denn das zweite schmeckt deutlich besser und dennoch nicht überragend. Ich bin gespannt, wann wir das erste Bier trinken, dass von der App eine 4 oder höher bekommen hat.

Gut gesättigt und zufrieden gehts wieder zurück zum Auto und damit zurück zum Hotel. Dort angekommen hoffen wir auf eine gute Mütze Schlaf, aber das wird schwieriger als gedacht... Uns empfängt ein erstarkter und penetranter Geruch des altbekannten Tomatenglutamats und unser Mitbewohner fängt an sich zu regen, als wir es uns gerade mit einem Buch und dem Handy auf dem Bett gemütlich gemacht haben. Erst ein bisschen poltern in der Küche, lautes Nase hochziehen, räuspern und husten, duschen und dabei mit dem Handy die ganze Zeit fürchterliche Musik hören. Wände und Türen sind nicht unbedingt dick und die Uhr zeigt inzwischen auch schon knapp eins. Zum Glück kann mich mein Buch fesseln und Marcel ignoriert ihn einfach und dreht den Kopf zur Seite. Ich glaube er schläft tatsächlich. Kurz nach eins fängt dann auch unser Nachbar an zu schnarchen und bald lege ich das Buch weg und versuche ebenfalls zu schlafen. Doch leider nicht all zu lang. Gegen 7 poltern unsere Nachbarn, es sind wohl doch zwei, wieder durchs Bad und sind bald durch die Tür verschwunden. Einmal geweckt bemerke ich die grelle Helligkeit, die von den Lamellen der Jalousie ins Zimmer gelassen wird und nach ein paar Minuten gebe ich es auf. Schlafen werde ich nicht mehr. Da Marcel auch wach ist, machen wir uns fertig, sobald die Nachbarn nicht mehr da sind. Nach kurzem Austausch steht es fest: Auf noch so eine Nacht haben wir keinen Bock. Also schnell bei Airbnb nach einer schönen Wohnung in Wien gesucht und gleich gebucht. Anschließend packen wir alles zusammen und checken aus. Der Empfang ist etwas verwirrt, da wir nicht die üblichen Studenten mit Langzeitaufenthalt sind, aber nach ein bisschen hin und her ist alles ok und wir können gehen. Sachen ins Auto, ab in die Innenstadt an eine Ladesäule und zum nächstgelegenen Kaffee zum Frühstücken.

Leckeres Frühstück

Das ist zum Glück gerade mal 50 Meter von der Ladesäule entfernt in einem hübschen und ruhigen Hinterhof. Es ist noch etwas frisch, aber dennoch warm genug um draußen zu sitzen. Wir bestellen uns zwei der Frühstücksangebote und Kaffee, bzw Kakao. Das Essen ist wirklich lecker, auch wenn ich auf die Deko hätte verzichten können, aber immerhin mag Marcel Schnittlauch. Meine Wahl überfordert mich etwas, aber Marcel hat zufälligerweise nur was leichtes und kann mir dabei helfen alles restlos zu verputzen. Frisch gestärkt gehts dann zum nahegelegenen Platz, dem größten in Prag und mit seinen 45.000 m² auch weltweit beachtlich. Hier empfängt uns völkische Musik der Region und wir geraten in einen Pulk von in Trachten gekleideten Menschen, die am einen Ende des Platzes tanzen. Scheinbar ein Feiertag, aber irgendwie wirkt es auch wie eine Werbeveranstaltung, wenn man sich die Banner anguckt. Lesen können wir leider nichts davon und so gehen wir weiter über den Platz zur anderen Seite. Etwa in der Mitte ist ein kleines Fleckchen grün, dass die Tauben für sich beanspruchen und ganz unüblich im Gras liegen, anstatt rumzulaufen.

Historisches Museum

Am Ende des Platzes erwartet uns dieser Prachtbau von einem Museum. Wir bemerken, dass es eine Naturkundeausstellung gibt und können nicht widerstehen. Zufälligerweise kosten zwei Karten exakt so viel, wie wir noch Bargeld der Landeswährung besitzen! Nachdem Marcel seinen Rucksack verstaut hat, sehen wir uns das erste Mal so richtig um und staunen. Das Gebäude ist von innen noch viel imposanter als von außen. Riesige überdachte Innenhöfe, Verzierungen, Büsten, Mosaike, Goldfarbe und Marmor.

Naturkundeausstellung

Doch nicht nur die Architektur ist toll, auch die Ausstellung ist interessant und wirklich schön aufbereitet. Es gibt zwar nicht so viele große echte Exponate, aber die nachgestalteten Tiere sind dennoch beeindruckend! Nachdem wir durch die verschiedenen Spezies des Tierreichs gewandert sind, suchen wir nach der prähistorischen Ausstellung, doch den Anfang zu finden ist gar nicht so leicht und so landen wir erst bei einer Sammlung faszinierender Mineraliengesteine, die in den schönsten Farben und Formen vor uns aufgereiht sind. So langsam tun mir die Füße weh und unser Ladezeitfenster schließt sich. Deswegen lassen wir den eher fossilen Beginn der Kreide- und sonstwaszeit hinter uns und gehen direkt zu den spannenderen großen Tieren wie Säbelzahntiger und Mammut. Da die Standzeit am Ladepunkt knapp wird, gehts zurück zum Auto und wir fahren Richtung Schloss. Um dorthin zu kommen, müssen wir ins Regierungsviertel, das einen Kontrollposten der Polizei hat, die uns aber einfach durchwinkt. Das Viertel ist sehr alt und die Straßen extrem enge Pflasterstraßen, in denen wir auf der Suche nach einem Parkplatz nicht selten in einer Sackgasse landen. Am Ende finden wir zum Glück einen Parkplatz und verstehen zum ersten Mal das System für Parktickets. Von hier ist es nicht mehr weit zum Schloss, aber es geht ordentlich den Hügel hoch und die ganzen lahmen Touristen sind ziemlich nervig, da meine Füße inzwischen gut weh tun.

Prag vom Schlosseingang aus

Oben angekommen stellen wir uns kurz in die Traube Touristen an der Aussichtsplattform und sehen Prag das erste Mal von oben. Hübsch sieht es auf jeden Fall aus. Der Gang durchs Tor und der erste Eindruck sind eher enttäuschend. Bröckelnder Putz der Gangwände und Cafés entsprechend so gar nicht unserer Vorstellung. Aber wo wir schon mal hier sind, wollen wir zumindest den ganzen Hof durchqueren und werden nicht enttäuscht. Hinter einer Ecke kommt der große Platz mit riesiger Kathedrale in Sicht und auch die umliegenden Gebäude haben einen altertümlichen Charme. Die Kathedrale ist an Verzierungen und Details aber nicht zu überbieten. Von innen erfasst man erst das ganze Ausmaß ihrer Länge, da es keine Zwischenwände gibt. Wir hauen aber schnell wieder ab, weil die gesamte Kuppel mit Touristen gefüllt ist und ich echt erschöpft bin. Wir umrunden die Kathedrale auf der anderen Seite und machen uns auf in den Schlossgarten, der aber bis auf eine schöne Aussicht und etwas Schatten nichts besonderes zu bieten hat.

Da unsere Parkzeit abläuft und sich der Hunger meldet, gehts zurück zum Auto und wir fahren zu einem Restaurant am Rande Prags, um in Ruhe zu Mittag zu essen. Von außen unscheinbar, ist es ein hübsch eingerichtetes Lokal mit einen wunderschönen kleinen Garten dahinter, wo wir uns dann auch direkt hinsetzen. Das Essen ist sehr lecker und wir können uns noch so richtig ausruhen, bevor wir wieder ins Auto steigen.

Auf nach Wien!

Jetzt geht es nach Wien, in unser hoffentlich schönes Apartement ohne störende Nachbarn. Ich freue mich auf die Dusche! Wir wollen die Maut in Österreich vermeiden, da wir nur wenige Kilometer rein fahren und nicht lange verweilen werden, weshalb wir auf den Landstraßen und über die Dörfer fahren. Einige Male lotse ich Marcel an komplizierten Stellen falsch und müssen den ein oder anderen Umweg fahren, kommen aber gut durch. Wien will und will nicht vor uns auftauchen, obwohl wir nur noch 10 km entfernt sind, aber irgendwann sind wir doch in einer Art Vorort und müssen im Prinzip immer nur geradeaus. Am Ziel angekommen suchen wir sehr entnervt nach einem Parkplatz. Die Gegend ist noch viel Schlimmer als Hamburg und die Parkplätze meist ab dem frühen Morgen kostenpflichtig oder sogar strenges Halteverbot. Irgendwann haben wir einen Platz und gehen zur Adresse, nur das die Adresse nicht die richtige ist. das "/5" hinter der Hausnummer war wohl sehr wichtig, weshalb wir noch einmal 10 Minuten weiter fahren müssen. Am richtigen Zielort haben wir aber echtes Glück und finden einen Parkplatz fast direkt vor der Haustür, der auch tatsächlich bis 9 Uhr morgens kostenlos ist und anschließend nicht zu einem Halteverbot wird.

Ruhe :)

Endlich in der Wohnung angekommen gehts erst einmal unter die Dusche und was trinken. Durch das offene Fnester kommt zwar der Straßenlärm, aber es ist dennoch viel ruhiger und entspannter als in Prag. Jetzt noch ein bisschen lesen und dann wird geschlafen! :)