Bratislava Teil 1
06.06. & 07.06.2023
Ein neuer Morgen und wir haben recht gut geschlafen, auch wenn die ständigen Sirenen der vorbeifahrenden Polizeifahrzeuge etwas nervig sind.

Jetzt wollen wir frühstücken und zwar im gestern entdeckten Pfannkuchenhaus nicht weit von hier. Die Pfannkuchen sind echt billig (2,5 bis 5€) und schmecken sehr lecker. Danach schauen wir uns die nähere Umgebung an und machen einen kleinen Spaziergang in die Wohngegenden.

Die Straßenbahn ist hier sehr präsent und die Gegend nicht gerade Fußgängerfreundlich. Die Gehwege sind abseits der größeren Plätze meistens kaum 50 cm breit, schief und hubbelig, da würde ich nicht mit einem Kinderwagen unterwegs sein wollen. Da wir die letzten Tage schon viel rumgelaufen sind, bin ich etwas jammerig und will auch bald wieder in die Wohnung, wo wir den Tag einmal weitgehend zum ausruhen nutzen. Ich lese etwas und wir spielen Stardew Valley. Ach ja, ich habe mir einen Massagetermin für den frühen Nachmittag gebucht und mache mich bald auf. Fußläufig erreichbar natürlich. Der Weg dorthin führt mich durch die Altstadt, wo ich viele Restaurants entdecke und mir die Stelle für heute Abend merke. Dann gibt es erst einmal eine gute, wenn auch etwas zu sanfte Massage und ich kann entspannt wieder zurück. Lang war sie leider auch nicht wirklich, aber wahrscheinlich leiste ich mir demnächst nochmal eine.

Nachdem wir noch ein bisschen gezockt haben, geht es abends zum Essen in die Altstadt. Es nieselt, weswegen wir uns zügig entscheiden müssen, welches Restaurant wir nehmen. Auch hier lassen wir uns wieder von den Google Bewertungen leiten und landen in einem etwas gehobenen Restaurant. Die Preise sind aber noch verkraftbar und wir versuchen ländertypische Gerichte zu wählen. Marcel hat einen gemischen Teller der traditionellen Küche und ich kann von allem probieren. So richtig meins ist es nicht. Für mich gibt es Gnocchi aus der Pfanne mit getrockneten Tomaten und leider auch Frühlingszwiebeln und Sonnenblumenkernen. Es schmeckt, aber in meinen Augen passt das meiste nicht so gut rein.

Marcel hat etwas recherchiert und es gibt hier in Bratislava kostenlose Touristenführungen, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Nach einem entspannten Frühstück in unserem geliebten Pfannkuchenhaus, haben wir ein paar Stunden bevor es losgeht. Startpunkt ist mal wieder die Altstadt. Dort erwarten uns bei leichtem Nieselregen drei junge Anwohner aus Bratislava, die das hier auf reiner Trinkgeldbasis machen. Ich hoffe mal, dass sie einen Basislohn von der Stadt bekommen. Es gibt zwei Touren, die altertümliche mit der Burg und die modernere mit der NS- und UDSSR-Zeit. Wir entscheiden uns für die altertümliche, wobei wir die andere auch interessant finden. Leider fahren wir morgen schon wieder, sonst hätten wir die auch noch mitgenommen.
Der Platz an dem wir starten ist wirklich sehr hübsch und uhrig. Die Gebäude sind auch gut gepflegt und wir erfahren, dass der Platz im Originalzustand gar nicht gepflastert, sondern begrünt wäre. Viele Anwohner wünschen sich den Originalzustand zurück, aber die letzte Petition hat die Stadt wohl im Sande verlaufen lassen. Unsere Führerin ist sehr begeistert von Geschichte und weiß alles mögliche.

Um die Ecke ist die hiesige Oper, erbaut unter Österreichisch/Ungarischer Herrschaft, sind die Büsten allesamt Komponisten aus Österreich oder Süddeutschland. Es gab den Versuch sie durch lokale Künstler auszutauschen, aber am Ende hat man sie einfach wieder aufgestellt. Warum genau ist aber nicht öffentlich bekannt. Vielleicht hat man gefürchtet einen Teil der Anziehungskraft zu verlieren.
Mit der Oper endet der Platz aber nicht. Hier wo wir stehen war der frühere Markt, auf dem die Fischer ihre Waren angeboten haben. Auch wurde eine Statue zu ehren des Slowaken errichtet, der maßgeblich zur Bildung einer einheitlichen Schrift und Sprache beigetragen hat, in dem er die Regeln dafür aufgestellt hat. Scheinbar hat er einige etwas zu komplizierte Regeln erdacht und Schüler würden ihn eher verfluchen.

Wenige hundert Schritte weiter durch die Altstadt kommen wir zu einer uralten Apotheke, die vor kurzem wieder der Stadt geschenkt wurde und demnächst restauriert und wieder als Apotheke mit der originalen Einrichtung genutzt werden soll.

Auf der anderen Seite sieht man die große Kirche, die damals aufgrund ihrer Größe wenige Meter vor den Stadtmauern gebaut wurde, aber die Wehrfähigkeit der Stadt zum Glück nie beeinträchtigt hat. Bratislava war für einige Generationen sogar der Kaisersitz Österreich-Ungarns und es wurden fast 20 Herrscher in der Kirche gekrönt. Wobei die Herrschaftszeiten teils nur wenige Jahre dauerten.

Die Stadtmauer in ihrer alten Pracht sieht auch sehr werfähig aus. Der nächste Abschnitt führt uns an ihr entlang und in ein paar verwinkelte Ecken. Über die große Straße führt zum Glück eine Brücke und dann geht es den Hügel zur Burg hinauf. Auf dem Weg gibt es die Statue einer Hexe, in Gedenken an all die Frauen, die früher als Hexen in der Donau versenkt wurden.

Die Burg selbst hat schon viele Angreifer gesehen und überstanden. Sie wurde nie erobert und für jede große Armee gibt es eine Statue mit der entsprechenden Rüstung und ihren zerstörten Waffen.
Leider ist sie irgendwann im 18. oder 19. Jahrhundert vollständig ausgebrannt, als ein Feuer ausbrach und die Wachmanschaft so betrunken war, dass sie in Panik einfach die Flucht ergriffen hat. Sie wurde dann im 20. Jahrhundert wieder aufgebaut. Ich meine das waren die Sowjets, die in der Bevölkerung damit Wohlwollen erringen wollten.
Anschließend geht es zurück zur Altstadt, wo wir noch ein paar Restaurant Tipps von unserer Führerin kriegen, die wir auch direkt ausprobieren wollen. Also ab die Straße runter und in die älteste Kneipe der Stadt einkehren. Hier gibt es die traditionelle Knoblauchsuppe direkt im Brotlaib serviert und anschließend Gulasch mit Brotknödel-Scheiben. Wirklich lecker und das Bier dazu ist auch sehr gut.
Auf dem Rückweg versuche ich noch einen lokalen Wein im Fachgeschäft zu kaufen, werde aber so vom Verkäufer überrumpelt, dass ich am Ende mit einem langweiligen französischen Rotwein nach Hause gehe. Ich hoffe er schmeckt wenigstens. Der Abend ist zwar noch nicht vorbei, aber den Rest erzähle ich euch im nächsten Teil. :)